Frei laufende Hühner sind ja das, was wir uns alle wünschen. Manche Exemplare haben einen besonders großen Bewegungsradius. Vor wenigen Tagen meldete eine besorgte E-Bikerin der Diakonie in Recklinghausen ein ausgebüxtes Huhn auf der B 235 bei Waltrop. Sie wollte es vor dem Unfalltod retten, konnte es aber nicht einfangen und hinterließ dem Huhn ihr Trinkwasser. Von Anrainern erfuhr sie, dass das grau-melierte Federvieh zur Diakonie gehörte.
Auf Nachfrage beim Herrn der Hühner, Werkstatt-Mitarbeiter Björn Schulz, stellte sich heraus, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Der Ausreißer – es handelt sich um einen Hahn – und vier Artgenossinnen sind der Diakonie Werkstatt Waltrop zugeflogen. Chef im Hühnermobil ist Hahn Baileys-Horst, der die neuen Hennen großzügig, vielleicht auch eigennützig, man weiß es nie, aufgenommen hat. Den neuen Hahn – wen wundert’s? – allerdings nicht.
Jedenfalls ist jetzt Dynamik in der Hühnerherde, und die Zuflieger*innen picken nicht nur auf der Blühwiese rum, sondern erkunden auch die Umgebung. Eine der Ausreißerinen hat inzwischen Nachwuchs bekommen – aus Bonny wurde Bonny and the chicks. Den größten Freiheitsdrang aber hat Zwerg-Wyandottenhahn Friedhelm-Constantin, der auf der benachbarten Bundesstraße die E-Bikerin beunruhigt hat. Regelmäßig muss er wieder eingesammelt werden.
Allerdings hat das Ausbüxen neben möglichen Konkurrenzkämpfen zwischen Stammbelegschaft und Zugeflogenen noch einen weiteren Grund: Immer wieder füttern Passant*innen das Geflügel außerhalb des Geheges. Ein „Bitte nicht füttern“-Schild am Straßenrand soll nun Abhilfe schaffen. Futter und Wasser gibt’s im Diakonie-Hühnermobil genug. Dafür müssen Vorbeiradelne nicht ihren letzten Schluck opfern.