Heute werden an den Schulen die Halbjahreszeugnisse verteilt – sofern sie nicht pandemiebedingt geschlossen sind. Viele, vor allem Kinder, sehen dem mit gemischten Gefühlen entgegen. Der Tag der Zeugnisausgabe und die letzten Ferientage, kurz vor Schulbeginn, sind in vielen Familien besonders kritische Phasen.
Das ist auch die Erfahrung von Martin Heermann, Leiter der Ev. Jugendhilfe Recklinghausen Ambulant. Allerdings sagt er auch: „Eltern, die am Tag der Zeugnisübergabe überrascht sind, haben die Informationsangebote der Schule (z.B. Elternsprechtage) nicht wahrgenommen. Da muss was schiefgelaufen sein. Oder die Schule hat nicht informiert.“ Elternverantwortung bedeute mehr, als zu sagen „Geh zur Schule!“
Problematisch wird es, wenn Kinder das Gefühl haben, sie bekommen mit einem schlechten Zeugnis richtig Stress zuhause. Dann sollten sie sich unbedingt an eine Vertrauensperson in der Schule (z.B. den/die Schulsozialarbeiter/in) oder im privaten Umfeld (Großeltern, Freunde*innen, Nachbar*innen) wenden und ggf. das Zeugnis gemeinsam übergeben, rät Heermann. Das gelte insbesondere, wenn Schüler*innen Angst davor haben, geschlagen zu werden. In dem Fall werde meist das Jugendamt eingeschaltet.
Die Tagesgruppen der Diakonie sehen sich als Mittler zwischen Eltern und Schule. Viele Eltern fühlten sich von den Erwartungen der Schule an sie völlig überfordert, sagt Martin Heermann: „Da kann das Zeugnis wie ein Brandbeschleuniger in ohnehin schon gefährdeten Familien wirken“. Deshalb sein Rat an alle Schüler*innen, die heute Angst haben: „Holt euch Unterstützung!“