Ist die Pflege noch zu retten? - Ja, wenn es politisch gewollt ist...

Die Pflege ist (noch) zu retten, wenn alle politische Ebenen die bekannten Herausforderungen ernster nehmen: Denn die beiden widerstrebenden Megatrends - älter werdende Bevölkerung und zu wenige Pflegekräfte - sind seit Jahrzehnten bekannt.

In Kooperation mit unserer Diakonie hatte die Evangelische Akademie Recklinghausen den Geschäftsführer der Evangelischen Dienste Duisburg, Ulrich Christofczik, zu Vortrag und Gespräch eingeladen. Der frühere "Heimleiter" im MCZ ist seit Jahren pflegepolitisch unterwegs, u.a. im Aktionsbündnis Ruhrgebietskonferenz Pflege, zu dem auch die Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen gehört.

Zum Ende seiner Berufstätigkeit in diesem Jahr stellt er kritisch, aber nicht lamentierend fest: "Pflege ist wieder, wie vor der Einführung der Pflegeversicherung, Armutsrisiko Nummer eins": Der Eigenanteil von Altenheim-Bewohner*innen steigt und steigt, in NRW inzwischen auf fast 3.400 Euro pro Monat. Dadurch wird auch der Sozialhilfeträger immer stärker belastet, der mit "Hilfen zur Pflege" nicht zahlungsfähigen Kund*innen aushelfen müsste. Dennoch fehlte es am politischen Willen, günstigere ambulante Wohnformen zu fördern.

Die Lösungsansätze stünden teilweise schon im Koalitionsvertrag der "Ampel", passiert sei aber wenig, so Christofczyk. Es bräuchte eine wirksame Festschreibung des Eigenanteils vom ersten Wohnmonat an. Grenzen zwischen den Leistungen der Kranken- und Pflegeversicherung und zwischen ambulant und stationär müssten abgebaut werden. Der Fokus auf pflegende Angehörige und der sozialräumliche Gedanke müsse von den Kommunen stärker in den Blick genommen werden.

Vieles davon steht - erneut - im neuen Koalitionsvertrag. Es gebe oft aber keine richtige Lobby für die Pflegbedürftigen und ihre Angehörigen. Für die Träger forderte Christofczyk, dass die Kostenträger schneller für die erbrachten Leistungen zahlen. Zuletzt waren Altenheimträger auch in NRW immer wieder wegen Liquiditätsengpässen insolvent gegangen. Überbordende Bürokratie müsse zugunsten von mehr Vertrauen ins System abgebaut werden.

In der anschließenden Aussprache ging es auch um das Altersbild unserer Gesellschaft. Oft sei Pflegebedürftigkeit immer noch tabuisiert und erfahre nicht die nötige gesellschaftspolitische Relevanz für eine alternde Gesellschaft.

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