Neues Beratungsangebot in Haltern gestartet: FASD

Dass schon geringste Mengen Alkohol während der Schwangerschaft schwere, dauerhafte Schäden beim ungeborenen Kind verursachen können – diese Erkenntnis setzt sich erst langsam durch. Kinder mit der Diagnose FASD (Fetal Alcohol Spectrum Disorder) verzögern sich meist stark in der Entwicklung und zeigen eine Bandbreite von Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten wie mangelnde Impulskontrolle, aber auch völligen Rückzug, die es oft schwer macht, die Störungen einzuordnen. Manche Kinder sind rein sprachlich sogar weiterentwickelt als Kinder ohne FASD, können aber das, was sie erzählen, oft selbst nicht begreifen.

Die Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen bietet jetzt eine Fachberatung für Eltern, Kinder und Angehörige zum Thema Fetales Alkoholsyndrom an. Sozialpädagogin Astrid Exner ist es wichtig, die Mütter nicht zu stigmatisieren. „Manche haben einmalig Alkohol getrunken, zu einem Zeitpunkt, wo ihnen die Schwangerschaft noch gar nicht bewusst war. Der Pranger nützt niemandem“. Sie selbst hat ein Pflegekind mit der Diagnose FASD.

Zum Auftakt der Beratung hat der federführende Fachdienst Pflegefamilien 100 Fachleute und Betroffene zu einem Fachtag ins Dienstehaus Haltern eingeladen. Ralf Neier, Sozialarbeiter mit dem Spezialgebiet FASD, lieferte den fachlichen Input und Jarne Jaeckelson, Sozialpädagoge einer FASD-Intensivwohngruppe, brachte das Thema in seinem Poetry Slam „FASD-Chaos im Kopf“ abschließend auf den Punkt.

Besonders beeindruckend aber war der Vortrag von Clara und Luise Andres, die als „FASD-Twins“ einen eigenen Instagram-Kanal betreiben. Als sie 1994 in Berlin geboren wurden, waren sie „gerade so groß wie eine Zuckertüte“. Im Alter von drei Jahren bekamen ihre Pflegeeltern dann die Diagnose FASD. Bis zu ihrem 12. Lebensjahr haben sich die beiden nur in einer eigenen Sprache unterhalten, die auf Mimik und Gestik basierte. Nach vielen Rückschlägen und Mobbingerfahrungen haben sich die Zwillinge über das Berufsbildungswerk erst in Hauswirtschaft, dann als Sozialassistentinnen und schließlich zu Heilerziehungspflegerinnen ausbilden lassen. Nach neun Jahren Ausbildung kümmert sich Clara nun um Schlaganfallpatient*innen und Luise arbeitet mit Menschen, die ebenfalls die Diagnose FASD bekommen haben.

Dass die beiden ihren schweren Weg bewältigen und öffentlich über FASD sprechen, wird ihnen nun von manchen zum Vorwurf gemacht. Sie redeten das Problem klein und seien falsche Vorbilder, heißt es aus der „FASD-Szene“. Die Erfahrungen von Clara und Luise aber zeigen einmal mehr die unterschiedlichen Auswirkungen des Fetalen Alkohol Syndroms, und gleichzeitig, wie erfolgreich die Unterstützung durch Eltern, Ärzt*innen, Pädagog*innen und Psycholog*innen sein kann. Und genau da möchte das Beratungsangebot der Diakonie anknüpfen.

Ansprechpartnerin

Fachdienst Pflegefamilien

Astrid Exner, Tel. 0151 16953608,

a.exner@diakonie-kreis-re.de

www.clara-luise-fasd.de

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