Das Bundesbauministerium möchte Wohnungslosigkeit in Deutschland bis zum Jahr 2030 überwinden. Ein ehrgeiziges Ziel - bei bundesweit 440 000 Personen, die in Übernachtungseinrichtungen schlafen müssen, weil sie keine Wohnung haben. Da sind die Menschen, die bei Freunden untergekommen sind, noch nicht mitgezählt.
Brian Nickholz, Beauftragter für Wohnungs- und Obdachlose und Frank Schwabe, Sprecher für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, beide in der SPD-Bundestagsfraktion, hatten deshalb zu einer Filmvorführung mit anschließender Diskussion ins Marler Grimme-Institut eingeladen. Etwa 40 Politiker*innen, Privatpersonen und Mitarbeitende der Wohnungslosenhilfe waren der Einladung gefolgt. Gezeigt wurde der sehenswerte Dokumentarfilm „Hausnummer Null“ – noch zu sehen in der ZDF Mediathek.
Im anschließenden, von Nickholz moderierten Gespräch ging es um Wohnungslosigkeit in der Region. Die Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen wurde dabei von Jonas Franzen (Tagesaufenthalt und Beratung in der Ewaldstraße Herten) vertreten. Er berichtete von einem Klienten, dem das Jobcenter die Mietzahlung verweigerte, weil sie genau 10 Cent zu hoch war. Nach Intervention der Berater*innen senkte der Vermieter die Miete wie gewünscht. Doch das Jobcenter blieb stur und bemängelte nun die zu schlechte Energiebilanz der Wohnung. Hätte der Klient nicht inzwischen mit viel Glück eine andere Unterkunft gefunden, wäre er jetzt einer von den 80 Wohnungslosen in Herten, die eine Postanschrift bei der Diakonie haben.
In einem Punkt waren sich alle einig: Es fehlt bezahlbarer Wohnraum und eine ausreichende Finanzierungsgrundlage für Beratungsstellen und Tagesaufenthalte.